Der Designer und Fotograph Karl Otto Lagerfeld wurde am 10. September 1934 in Hamburg geboren. Mit 18 zog er nach Paris und nur ein paar Jahre später, 1954 gewann er den ersten Preis für sein Design eines Mantels, der von der Internationalen Vereinigung der Wollindustrie ausgeschrieben war.
Bereits 1955 hat ihn das Unternehmen Pierre Balmain unter Vertrag genommen, die seinen Entwurf auch gleich herstellte. Drei Jahre später ist Karl Lagerfeld zum Künstlerischen Leiter im Modehaus Jean Patou verpflichtet worden. 1964 ist er nach Italien gereist, um Kunstgeschichte zu studieren. Recht bald begann er auf eigene Rechnung Mode für verschiedene bekannte Modefirmen, wie z.B. Chloé, für die er von 1964 bis 1983 arbeitete, aber auch für Krizia, Valentino und dem Schuhmodeunternehmen Charles Jourdan zu designen.
Das italienische Luxusmodeunternehmen Fendi stellte ihn 1967 als beratenden Direktor ein, um das Design der Fellproduktionen zu modernisieren. Unter anderen Veränderungen begann er mit Fellen von Maulwurf, Hase und Eichhörnchen zu arbeiten, die bis dato noch nie im Couture-Design verwendet worden waren.
Im Anschluss an diese Erfahrungen hat er sich in das Genie verwandelt, das das große und legendäre Modehaus Coco Chanel, das Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet worden war, vor der Schließung bewahrt hatte. Sein Auftrag war es, so sein Vertrag als Kreativdirektor im Jahre 1983, das Image des Maison Chanel zu modernisieren, aufzufrischen und zu erneuern. Geschafft hat er es in nur kurzer Zeit: die Auferstehung des Mythos Chanel war und bleibt sein Verdienst.
1983 designte er seine erste Haute-Couture Kollektion für Chanel. 1984 kommt seine eigene Marke auf den Markt. Seine Berühmtheit hat er zweifelsohne im Modehaus Chanel erlangt, wo er konstant den Geist der Zeit mit der Kleidungs-Strategie des Modehauses fusionierte und somit einen ganz eigenen Look aufbaute. Dieser Look-total war ein ganz eigenes Konzept des Hauses Chanel: die individuellen Kleidungsstücke stehen nicht im Mittelpunkt, das Augenmerk erlangen die Accessoires, die diese ergänzen und mit ihnen kombiniert werden.
Lagerfeld aber lebte nicht allein von der Mode. Neben seinem Schaffen in zahlreichen Modehäusern, hatte er eine Vielzahl anderer professioneller Beschäftigungsfelder: er war ein leidenschaftlicher Sammler von Möbeln aus der Memphis Schule, aber auch aus verschiedenen Epochen wie dem Rokoko, dem Art Deco oder auch aus der Biedermeier-Zeit, die er dann auf Auktionen versteigerte. Er war ein eifriger Fotograph, der ab 1987 viele seiner eigenen Werbeanzeigen für Chanel fotografierte und diese Arbeiten in Modezeitschriften wie British Vogue und Interview veröffentlichte.
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Er hat auch illustriert, wie zum Beispiel eine Ausgabe des Märchens von Hans Christian Andersen Des Kaisers neue Kleider. Er hat Kostüme für verschiedene Werke der Oper in Florenz, der Mailänder Scala oder auch dem Balletthaus in Monte Carlo entworfen. Seine Veröffentlichungen umfassen The Karl Lagerfeld Diet (Die Karl Lagerfeld Diät, von 2004 gemeinsam mit seinem Arzt Jean-Claude Houdret geschrieben). Dieses Buch ist eine Art Handreichung, die von seinem Kampf gegen seinen Gewichtsverlust berichtet. Ebenfalls im Jahr 2004 arbeitete er gemeinsam mit dem Unternehmen H&M an einem Projekt, Mode zu entwerfen, deren Stücke limitiert waren und von namhaften Haute-Couture-Designern der ganzen Welt stammten.
2010 gründete er in Zusammenarbeit mit dem Steidl-Verlag den Verlag L.S.D. (Lagerfeld. Steidl. Druckerei. Verlag), der Literatur, Biographien und Bücher über Mode, Kunst und Musik publizierte, die ins Französische, Englische und Deutsche übersetzt wurden. 2015 gewann Lagerfeld den Preis British Fashion Award for Outstanding Achievement. Im Weiteren wurde ihm eine Ausstellung gewidmet, Karl Lagerfeld: Modemethode, eine Retrospektive der Bundeskunsthalle in Bonn.
Verbarrikadiert
Lagerfeld hat 51 Jahre seines Lebens hinter einer dunklen Brille verbarrikadiert verbracht, die ihn bei jeder Veranstaltung begleitet hat, bei Tag und bei Nacht. Er nahm die Brille nicht einmal bei seinen Fotoarbeiten ab, die er von seinen Modekampagnen für Chanel erarbeitet hatte.
Einmal beichtete er, dass diese Brille eine Art Schutz für ihn bedeutete; Schutz für das Wertvollste, was er besaß: seine Augen. Er begann, diese dunkle Brille zu tagen, nachdem er ein Auge verloren hatte. 1967 war er mit einer Freundin in einem Club unterwegs, als plötzlich ihr Freund auftauchte, mit dem sie eine Eifersuchtsszene gehabt hatte. “Als er mich mit ihr sah, wollte er ein Glas über meinem Kopf ausschütten, kam aber ins Straucheln und so verletzte er mit dem Glas mein Auge. An diesen Tag trug ich eine Brille, weil ich kurzsichtig bin. Und dabei ist mir klar geworden, dass die Augen das Wertvollste sind, das ich habe und seitdem gehe ich nicht mehr ohne Brille aus dem Haus.”
Arnaud Maillard, der persönliche Assistent Lagerfelds, schrieb ein Buch über seine 15 Jahre mit ihm: Karl Lagerfeld und ich, wo er darüber schreibt, dass dieser Vorfall nicht der einzige Grund für das Tragen und Verstecken hinter der dunklen Brille gewesen sei. “Weil niemand seine Augen sehen konnte, hat er oft die Gelegenheit genutzt und sich ganz diskret eine Auszeit, ein Nickerchen gegönnt, wenn die Arbeitssitzungen sich hinzogen, oder auch mal, wenn ein Vortrag eines Mitarbeiters doch zu langweilig wurde.”
Der Kaiser der Mode starb an einem Dienstag, dem 19. Februar 2019 (der 19. des Jahres 19) mit 85 Jahren in einem Krankenhaus in Paris.
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