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Mayo 2022 / No. 716   Mitt

Beuys: vielseitig und umstritten

Einige Kunstwerke können auf den Betrachter schockierend oder gar abstoßend wirken, oder auch großes Interesse hervorrufen, sie sind diskutiert und umstritten.

Die Werke Beuys sind ohne Zweifel markant und haben Wege eröffnet, das Handwerk der Künstler unter neuen Konzepten und Perspektiven zu sehen und zu erfahren.

"Als ich die Augen öffnete, wusste ich, dass ich nicht tot war“ Eingewickelt in Filzdecken und Tierfett auf seinen zahlreichen Wunden, überlebte er den unerbittlichen Winter. Das war im Jahr 1943, während des Zweiten Weltkrieges, als die Stuka des deutschen Piloten Joseph Beuys über der Krim abgeschossen worden war. Schwer verletzt und unbewusst blieb er im Schnee liegen.

         Das Glück war ihm hold, als ihn eine Gruppe tatarischer Nomaden dort fand und ihm das Leben rettete, in dem sie seine Wunden zu heilen wussten und ihm mit Filzdecken gegen die Kälte schützten. Für Beuys war dies eine Erfahrung, die er sein Leben lang nicht vergessen hat, die sich tief in sein Gedächtnis und seine Gefühlswelt einbrannte, die er in seiner Autobiographie schilderte. Dieses Erlebnis ist der Grund, dass er diese Materialien und Stoffe in seine Werke einbaute, eben diese, die sein Leben retteten und ihm erlaubten, in dieser Welt zu wirken.

         Der Bildhauer, Choreograph, Maler, Universitätsprofessor, Illustrator, Fotograph, konzeptueller Künstler, Performancekünstler, Drucker und Grafiker wurde am 12. Mai 1921 in Krefeld, Deutschland geboren. Er studierte Bildhauerei von 1946 bis 1951 an der Kunstakademie in Düsseldorf, wo er später selbst eine Professur in eben diesem Fach, von 1961 bis 1972, erhielt und mit seinem ihm eigenen Charisma unterrichtete und der Faszination seiner Studenten gewiss sein konnte.

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Eine vergängliche Kunst, wie sein Leben

Der facettenreiche deutsche Künstler arbeitete mit verschiedenen Medien und Techniken, um sein Werk zu gestalten. Er arbeitete Skulpturen, organisierte Happenings und Performances, arbeitete mit Videoinstallationen. Für Beuys war jeder Mensch ein Künstler. Für ihn war jede Handlung, jede Aktion des Menschen ein Kunstwerk, und deshalb vergänglich wie das Leben selbst. Seine ganz eigene Art, die Kunst an sich zu sehen und zu empfinden, provozierte Diskussionen auf der ganzen Welt. Aus diesem Grund versuchte Beuys seine Werke nicht für die Ewigkeit zu schaffen. Er wollte vielmehr Impulse geben, die auf seine ganz besondere Art zum Reflektieren einladen sollten.

1953 präsentierte er seine ersten Werke, darunter das berühmte Porträt von Leonardo, Gioconodologie. Später dann, 1962 begann er seine Arbeit in Fluxus, eine Bewegung des Neodadaismus, die versuchte die Grenzen in der Kunst verschwinden zu lassen und zu überwinden. 1963 begann die Gruppe Künstler, ihre Konzepte umzusetzen: sie spielten vor Publikum, im Gegensatz zu einem Happening, wo die Zuschauer zu Protagonisten werden. Beuys lud zu seinem ersten Konzert Fluxus ein, ein Konzert für zwei Musiker, die mit dem Beginn der Sibirianischen Sinfonie das Publikum in Schock versetzen, als sie einen toten Hasen auf die Bühne brachten.  

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Überraschungen für das Publikum der Beuysschen-Kunst gab es viele, in dem er in seinen Kunstwerken religiöse und rituelle Praktiken zusammenlaufen ließ, aber auch heilende, soziale, wissenschaftliche und politische Elemente ihren Ausdruck fanden. 1965 blieb Beuys 24 Stunden über in einer kleinen Apfelsinenkiste; während der Eröffnung seiner Ausstellung Beuys ... irgendein Seil erklärte er seine Werke einem toten Hasen. 1974 präsentierte er in einer New Yorker Galerie Coyote, I like America and America likes me, wo er vier Tage leibhaftig mit einem Kojoten interagierte und sich, nachdem beide sich aneinander gewöhnt hatten, umarmten.

Als er 1967 mit seinem dänischen Künstlerkollegen Per Kirkeby nach Spanien reiste, besuchten sie Manresa, der Ort, an dem der Heilige Ignacio von Loyola seine Ejercicios espirituales (Geistigen Übungen) schrieb. Daraufhin präsentierte Beuys noch im selben Jahr in Düsseldorf Manresa, ein Kunstwerk über die mystische Beziehung, die er selbst angeblich mit dem Heiligen aufgenommen hatte, während er sich in der katalanischen Stadt aufgehalten hatte. 1968 konnte man die erste Retrospektive von Beuys in Amsterdam sehen.

In den 70er- und 80er-Jahren war Beuys sehr aktiv und beschäftigt, seine Kunst in der ganzen Welt auszustellen und bekannt zu machen. Seine Werke wurden auf der Biennale in Venedig, im Guggenheim Museum in New York und auch im Seibu-Kunstmuseum in Tokio gezeigt.

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Kunst und Politik

Beuys war auch politisch aktiv. 1970 gründete er die Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung. 1972 öffnet er das Informationsbüro seiner Organisation und begann aktiv zu arbeiten. 1979 stellte sich Beuys als Kandidat der Grünen für das Europaparlament auf.

1974 gründete er gemeinsam mit Heinrich Böll (Nobelpreis für Literatur) und anderen die Free International University (FIU), die Freie Internationale Hochschule für Kreativität und interdisziplinare Forschung, ein eingetragener Verein, in dem Beuys seine pädagogischen Ideen umsetzen konnte.

         1983 installierte er in Düsseldorf Das Ende des 20. Jahrhunderts, und 1984 kreierte er in Turin, Italien seine Skulptur Olivestones. 1985 stellte er in Madrid eine Reihe von Werken aus Papier aus und installierte die Werke Grund VII/2 und Homogene Infiltration für Flügel in Paris. 1986 erhielt er die Auszeichnung Wilhelm Lehmbruck der Stadt Duisburg. Er starb am 23. Januar 1986 in Düsseldorf.

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