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Junio 2022 / No. 717   Mitt

Arthur Schopenhauer: Ein Philosoph mit bitterem Beigeschmack

“Der Mensch allein kann nur er selbst sein, wenn er alleine ist; wenn er sein Alleinsein nicht liebt, dann liebt er auch seine Freiheit nicht, denn nur wer wirklich allein sein kann, ist auch wirklich frei.”

 “Ein Pessimist ist ein Optimist in vollem Besitz der Tatsachen.”

Arthur Schopenhauer ist 1788 in Danzig, dem heutigen Gdansk in Polen geboren, und starb 1860 in Frankfurt am Main. Er war Sohn eines wohlhabenden Händlers und übersiedelte mit seiner Familie nach Hamburg, als Danzig 1793 in preußische Hände fiel. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Hamburg. Seine kosmopolitische Ausbildung wurde ohne Zweifel noch aufgrund zahlreicher Reise durch Europa bereichert. Das zeigen zum Beispiel die Einträge in sein Reisetagebuch zu einer Reise durch England.

Bereits seine ersten Schriften, seine philosophische Prosa, repräsentieren einen Hauch von frischem Wind, wenn man seinen abstrakten Sprachgebrauch liest, beherrscht von einer schwerfälligen Art der idealistischen Philosophie, eine stilistische Führung, wie er sie auch niemals in seinem Denken aufgegeben hat. 

Er selbst sagte, dass “der authentische Philosoph im allgemeinen die Klarheit und Schärfe suche, und sich einsetze für eine Annäherung, nicht an einem aufgewühlten, ungestümen Strom, sondern viel eher an einen See in der Schweiz, der in sich ruht und trotz seiner Tiefe eine Klarheit und Durchsichtigkeit besitze, die den Blick auf den Grund erlaube”.

Schopenhauer sagte, dass alle Wahrheit durch drei Etappen hindurch müsse. Die erste widme sich des lächerlich-Machens; die zweite sei eine heftige Kritik und die dritte die Akzeptanz der Selbstverständlichkeit. Vielleicht hat er gar dies geschrieben, um seine eigenen Denkwege zu rechtfertigen. Er wurde seiner Tage schließlich nicht nur belächelt, sondern auch fast gänzlich ignoriert. Erst in den letzten zehn Jahren seines Lebens erfuhr er die erste Anerkennung. Wie dem auch sei, sein Denken hat wichtige Impulse für die Philosophie seiner Zeit gesetzt, und in Konsequenz die nachkommenden Generationen der großen Philosophen bis ins 20. Jahrhundert hinein merklich beeinflusst.

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Seine Mutter war eine bekannte Schriftstellerin, zu der der reife Schopenhauer kein gutes Verhältnis hatte. Sie gründete einen literarischen Salon, einen Treffpunkt in Weimar für Schriftsteller und Philosophen, von dem der junge Schopenhauer selbst profitierte und namhafte Größen wie Johann Wolfgang von Goethe kennen lernte.

1805 begann Schopenhauer eine Ausbildung zum Kaufmann, sicher auch um seinem Vater zu gefallen. Aber der Tod seines Vaters (es deutet darauf hin, dass es ein Selbstmord war), erlaubte ihm dann doch die Universität zu besuchen. Er schrieb sich 1809 an der Universität Göttingen zum Medizinstudium ein. Doch seine privaten Studien zu Texten von Plato oder auch Kant zeigten früh seine Leidenschaft zur Philosophie.

So übersiedelte er 1811 nach Berlin, wo er zwei Jahre Kurse bei Fichte und Schleiermacher belegte. Beide Philosophen enttäuschten ihn sehr und folglich entfernte sich Schopenhauer für kurze Zeit der Philosophie und wandte sich der klassischen Philologie zu. Die Kriegszüge Napoleons brachten ihn nach Rudolfstadt, wo er sich seiner Doktorarbeit Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grund widmete, die die grundsätzlichen erkenntnistheoretischen Grundlagen seines zukünftigen Werkes und Denkens aufzeigt. Mit dieser Arbeit promovierte er 1813 an der Universität zu Jena.  Später kehrte er nach Weimar zurück, wo er sich mit Goethe austauschen konnte und von F. Mayer in die indische Philosophie eingeführt wurde. Sein Kontakt zu den zahlreichen Doktrinen über die Version des Upanischad bereicherten sein Denken und Werk. Schopenhauer entwickelte sich zu einem Vertreter und Verteidiger des orientalischen Denkens in den Strömungen Europas. 

 

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Er war einer der wenigen westlichen Philosophen, der die orientalischen philosophischen Ansätze von Grund her kannte und diese auf kreative Art und Weise in sein eigenes Denken und Philosophieren einarbeitete, und neben dem Denken Platos und Kants, mit dem er gemeinsam seine Philosophie formulierte, in seinem Werk Die Welt als Wille und Vorstellung Ausdruck fand.

Der Philosoph Schopenhauer vertraute auf eine unmittelbare Anerkennung zur Bedeutung seines Werkes. Diese war ihm allerdings nicht gegeben, obwohl er dann doch ab 1820 mehr Aufmerksamkeit gewinnen konnte. Nach einer Reise durch Italien wurde er an die Universität nach Berlin berufen, wo er in einen starken, wenn auch unnützen Konkurrenzkampf mit Hegel trat. Hegel war zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn und erfreute sich großer Beliebtheit und Anerkennung. Schopenhauer organisierte seine Vorlesungen zur selben Zeit wie die von Hegel, den er ganz offen als seinen Konkurrenten deklarierte. Schopenhauer hatte keinen Erfolg mit seiner Strategie. Nach einer erneuten Reise durch Italien und einer Krankheit, die ihn in München aufhielt, trat er 1825 von seiner Professur zurück.  

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In den darauffolgenden Jahren entschied sich Schopenhauer ein zurückgezogenes und unabhängiges Leben zu führen. Glaubt man seinen Biographen, musste er niemals auf Materielles noch auf Bequemlichkeiten verzichten.  

Von diesem Zeitpunkt an bis zu seinem Tod lebte er ab 1831 zurückgezogen in Frankfurt, wo er sich vor der Cholera und seinem Gegner Hegel fliehend, niederließ. Nach der zweiten Ausgabe seines Hauptwerkes 1844, das er um weitere 50 Kapitel ausbaute, begann sein Bekanntheitsgrad zu steigen. Dies ist sicherlich auch einer folgenden Veröffentlichung einer Sammlung von Essays und Aphorismen 1851 zuzuschreiben. Auf dem intellektuellen Höhepunkt nach der Revolution von 1848 wurde Schopenhauer auch international anerkannt. Sein Einfluss findet sich in vielen Denkern und Philosophen wieder, so namhaft wie Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud.

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