Die Filme der 30er-Jahre waren sehr emotionsgeladen, als sie noch von Hintergrundmusik begleitet wurden, die direkte Akzente auf die Handlungen setzte.
Einer der produktivsten und treffsichersten Komponisten der Filmmusik war sicherlich Erich Wolfgang Korngold, der am 29. Mai 1897 in Brno, im damaligen Reich Österreich-Ungarn (heute die Tschechei) im Schoße einer jüdischen Familie geboren wurde, und am 29. September 1957 in Los Angeles, USA, US-Staatsbürger seit 1943, verstorben ist. Sein Vater Julius Korngold war einer der wichtigsten zeitgenössischen Musikkritiker, und konnte seinem Sohn das Wichtigste, besonders aber die Grundideen der Musik vermitteln.
Erich Wolfgang Korngold war ein Wunderkind. Als er 5 Jahre alt war, konnte er bereits Stücke für vier Hände gemeinsam mit seinem Vater spielen und nach Gehör jede Melodie nachspielen. Seine Mutter kommentierte dazu: “Erich spielte stets Klavier”. Niemand kann mit Exaktheit sagen, wann genau sein Genie zu erkennen war, “… aber er war ohne Zweifel das Wunderkind der Geschichte, das bereits sehr früh seinen ganz eigenen Musikstil heraushören ließ und diesen sein Leben lang nicht veränderte”.
Mit etwa 7 Jahren begann er Musik zu komponieren, erzählen seine Biographen, die zudem versichern, dass er bereits in diesem Alter ein herausragender Musiker war: “… auf eben diese Weise bewunderten [ihn] Gustav Mahler, Richard Strauss und Bruno Walter. Mit nur 11 Jahren konnte er der Uraufführung seines ersten Werkes im Reichstheater beiwohnen. Ab diesem Punkt arbeitet er zielstrebig an seinem Werk und interpretierte und orchestrierte mit 14 Jahren die Ouvertüre Schauspiel, was sein Lehrer Alexander von Zemlinsky nur schwer glauben konnte”.
Das frühreife Schaffen Korngolds noch vor dem I. Weltkrieg wurde von der gesamten Wiener Musikwelt gefeiert. Es heben sich besonders seine ersten Sonaten und die Pantomime zum Schneemann hervor. Seine großen Erfolge wurden bereits sehr früh von den berühmten Orchesterleitern Bruno Walter und Otto Klemperer begleitet.
Seine beiden 1-Akt-Opern konnten ebenfalls große Erfolge feiern; “nichts allerdings kann seinen größten Erfolg: Die tote Stadt überbieten. Dieses Werk hat Korngold über Jahre hinweg komponiert, dessen Lied im ersten Akt, Mariettas Lied, noch heute um den ganzen Erdball herum gesungen wird”. Diese Oper war ein Erfolg in Wien, Los Angeles und Berlin.
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Tatsächlich wurde Korngold zu dem einflussreichsten Komponisten in der Geschichte Hollywoods, wohin er gemeinsam mit seiner Familie vor der Verfolgung der Nationalsozialisten fliehen musste. “Dies passierte gerade als Korngold an der musikalischen Komposition von Robin Hood, König der Vagabunden (1938) von Michael Curtiz und William Keighley arbeitete. Korngold selbst war sich nicht ganz sicher über den Erfolg seiner Musik, die zur populärsten des Kinos wurde und für die er einen Oscar für die beste Filmmusik erhielt. Heute wird er als wichtigster Filmkomponist der 30er-Jahre anerkannt, der mit Hilfe der Orchestererweiterung einen neuen Musikstil einführte”.
Korngold machte sich in Hollywood mit seiner Filmmusik einen Namen und wurde für seine Partituren an Der Herr der sieben Meere (1940) und Der Seewolf (1941) hoch gelobt, die von den Kritikern als Meisterwerke ihres Genres eingestuft wurden: “… und sind Beispiele dafür, wie die Filmmusik über sich hinauswächst und dem Film eine neue Erlebnisdimension zuspricht”. Korngold war Pionier der Filmmusik, neben Max Steiner und Alfred Newman, die als Väter der Musikkompositionen zum Film in Hollywood verstanden werden.
Trotz aller Erfolge sah der Vater Korngolds seine musikalische Entwicklung nicht wohlgesinnt und bat seinen Sohn, diese Kompositionen und Arbeit zur Filmindustrie aufzugeben. Folgsam wie Korngold war, ließ er ab 1947 von seinem filmischen Schaffen ab, um sich in Vollem auf sein Konzertwerk zu stürzen. Er ist danach nur ein einziges Mal zum Film zurückgekehrt: er adaptierte Wagners Musik zum Film Magic Fire unter Regie von William Dieterle im Jahre 1956.
Sehr zu seinem Leidwesen ist die Filmmusik Richtung elektronischer Musik und Arrangements, neuen Musikstilen hin abgedriftet, während sich sein eigenes Werk zwar progressiv entwickelte, mit romantischen Details versehen, leider weder zeitgemäß war noch dem Geschmack des großen Publikums entsprach. Trotzdem hat sein Werk nachkommende Filmkomponisten beeinflusst. Seine Partituren sind großartig angelegt, fast majestätisch, voll Kraft und Emotionalität. Seine Musik mit Symphonie-Charakter hat nachkommende Generationen in der Filmmusik beeinflusst, wie etwa John Williams, der im Jahr 1977 den Stil Korngolds in seiner Partitur zum Krieg der Sterne wiederbelebte.
Sein Konzertwerk hat in den vergangenen Jahren eine umfassende Aufwertung erfahren. Sicherlich liegt das auch an der Neu-Verlegung zahlreicher seiner Opern und Filmmusik auf DVD. So sieht man nochmals sehr deutlich, dass Korngold mit Hilfe seiner Orchester “mit starker Vehemenz Gefühle der Filme, die er bearbeitete, ausdrücken konnte”. Korngold war der Vorreiter einer Musik ganz eigenen Stils, der es schaffte, eine Beziehung zwischen Musik und Bildmaterial herzustellen, und diesen so Raum für eine neue Interpretation geschaffen hat.
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