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Noviembre 2022 / No. 720   Mitt

Google Earth vs. Terravision

Der Kampf um die virtuelle Welt

Google Earth war ursprünglich eine deutsche Plattform die Terravision hieβ. Die Gestalter verklagten Google wegen Verletzung des Urheberrechts.

Im Jahr 2014 verklagte ein deutsches Design- und Architekturbüro, Art+Com, die US-amerikanische Firma wegen vorsätzlichen Plagiats des ursprünglichen Codes, auf dem die Entwicklung dieser Applikation beruht.

Die Geschichte wie alles passierte beginnt in den 90er-Jahren, als das Berliner Architekturbüro Art+Com ein Projekt organisierte, das den Namen Terravision trug, und mit dessen Zuhilfenahme es möglich war, die Erde über Luft- und Satellitenaufnahmen sowie einer Vielzahl von architektonischen und geographischen Daten in Bildern wiederzugeben. Diese Applikation war außerdem so gestaltet, dass sie nicht nur interaktiv war, sondern auch über ein 3D-Format die Bilder sehr realistisch projizieren konnte. Die Idee war, den Nutzern ein möglich reales Bild von Orten zu zeigen, die sie noch nie zuvor besucht hatten oder Ferien nehmen konnten, ohne das Haus verlassen zu müssen.

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Art+Com stellte klar, dass “…die Nutzer sich frei in realer Zeit über die virtuelle in Foto realwirkende Erde bewegen konnten. Von einer Makro-Perspektive aus dem Weltraum bis hin zu einer Mikro-Perspektive, konnten sie förmlich virtuell bis hin zur Erdoberfläche fliegen: Kontinente, Städte bis hin zu architektonischen Modellen von beispielsweise alleinstehenden Häusern; und das alles in hoher Auflösung.”

Die Fernsehserie mit dem Originaltitel The billion dollar code bei Netflix zeigt vier Kapitel, die auf dem Wenigen oder fast Nichts basieren, das man zu diesem Zeitpunkt wusste. Alles beginnt mit dem Zusammentreffen der Hauptpersonen, die gemeinsam an der Grundidee einer sehr ehrgeizigen Applikation arbeiten, die den Planeten Erde zeigen sollte. Die Geschichte zeigt auch, wie das Team Fonds der Deutschen Telecom erhalten, um die Idee von Terravision zu realisieren.

Im Weiteren wird von ihren Erfolgen auf der Konferenz in Kyoto berichtet und die darauffolgende Reise ins Silicon Valley, sowie die ständige Suche nach Investoren für ihr Unternehmen. 1994 schließlich, 11 Jahre vor Google Earth, startet die Applikation Terravision auf dem Markt.  

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In dem letzten Kapitel der Fernsehserie, wird detailliert dargestellt, wie der Prozess und das Urteil in den USA ablief und wie die Deutschen mit ihren Argumenten versuchten, ihr Projekt vor dem Plagiat durch Google zu verteidigen.

Es ist nennenswert, dass das Projekt von Art+Com ein besonders attraktives war für die verschiedenen Unternehmen im technologischen Sektor. Und tatsächlich haben sie die Finanzierung des Forschungsinstituts Telcoder deutschen Telekom erreicht. Terravision war ein großer Erfolg auf allen technologischen Messen weltweit, auf denen sich das Programm bis in das Jahr 2005 vorstellte. Bis zu dem Moment, zu dem Google ohne mit der Wimper zu zucken, seine Applikation präsentierte, die erschreckend große Ähnlichkeiten mit Terravision aufwies.   

Vor diesen Hintergrund reagierte Art+Com unverzüglich über den Rechtsweg, um eine Entschädigung von Google wegen Plagiats zu reklamieren. 2006 setzten sich Vertreter der beiden Unternehmen zusammen, um den Kauf des Patents zu verhandeln. “Leider führten die Verhandlungen nicht zu einem glücklichen Ende, da die US-Amerikaner eine sehr niedrige Zahlung vorschlugen, die die Deutschen sofort ausschlugen.” Google Earth war zu diesen Zeitpunkt nicht mehr zu bremsen, und die Applikation hatte bereits eine enorme Präsenz auf dem Markt, so dass sie ohne weiteres Terravision ersetzen konnte.

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2014 startete Art+Com einen weiteren Anlauf und reklamierte erneut in einer Anklage vor den Gerichten, dass Google seine Applikation nur mit Hilfe der Technologie von Terravision verwirklichen konnte. Die Deutschen verloren den Prozess und… Wenn auch nur als kleines Trostpflaster entstaubte Netflix die Ereignisse und zeigt sie in dieser Serie. Verpassen sie diese nicht, liebe Leserinnen und Leser!  

Und wie auch Experten zum Besten geben, “die Tatsachen und der anschließende Rechtsstreit sind in Vergessen geraten und letzterer hatte keine Auswirkungen. Die Benutzer von heute sprechen von der Applikation als ein Teil von Google, ohne sich im Klaren zu sein, dass dieses unglaubliche Instrument auf einer deutschen DNA basiert.” 

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