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Enero 2023 / No. 722   Mitt

Licht und Schatten des Kölner Doms

Der Kölner Dom, eigentlich Hohe Domkirche Sankt Petrus, ist neben der Hohenzollern Brücke eines der emblematischsten Punkte der Stadt.

Oft wird gesagt, dass viele Menschen nur nach Deutschland reisen würden, um dieses gewaltige Kunstwerk zu bewundern. Mit 157 Meter Höhe ist der Dom das höchste gotische Bauwerk der Welt. Er wird auch als Everest der Kathedralen bezeichnet und gerne mit der Kathedrale Notre Dame in Paris verglichen.

Das Besondere jedoch ist, dass der Dom Reliquien der Heiligen Drei Könige beherbergt. Die Heiligen Drei Könige gehören gewiss zu den beliebtesten biblischen Figuren für Kinder (und Geschäftsleuten) und zu den Beliebtesten des Christentums überhaupt. In einigen Ländern und bei einigen Menschen ist die Verehrung für diese drei emblematischen Figuren sehr groß.

Die Heiligen Drei Könige oder auch die Weisen aus dem Morgenland folgten laut Matthäus Evangelium einem Stern, um das in Bethlehem geborene Kind anzubeten. Dort knieten sie nieder, und sahen es in den Armen seiner Mutter, der Jungfrau Maria. Mit dieser Szene sind Melchior, Gaspar und Balthasar in das Neue Testament eingegangen, obwohl nicht sicher ist, dass es diese drei überhaupt in dieser Form gab. Waren sie Könige oder vielleicht doch Sterndeuter, die sich für den Stern interessierten und dem Jesuskind Geschenke brachten. Nachdem sie sich vor ihm verbeugten, es ehrten und ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe schenkten, wurden sie von einem Engel gewarnt, nicht in den Palast des Herodes zurückzukehren, da dieser nur nach dem Leben des Kindes trachte.

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Die Malereien in einem alten Reliquienschrein in Deutschland besagen, dass ihre Gräber erst viele Jahrhunderte später gefunden und ihre sterblichen Überreste im Jahr 1100 von Konstantinopel nach Mailand gebracht wurden. Jahrzehnte danach, im 12. Jahrhundert, nach der Eroberung Mailands, gelangten diese Schreine dann nach Deutschland. Die Gebeine gelangten im Jahr 1164 vom Dom von Mailand ins heutige Deutschland, wo sie schließlich im Kölner Dom zur Ruhe kamen.

Der Kölner Dom wurde auf dem Fundament der kostbaren Reliquien der Heiligen Drei Könige erbaut. Ihre Gebeine werden noch heute im größten, eigens für sie angefertigten Reliquienschrein der Welt aufbewahrt. In der Tat wird der Reliquienschrein mit einem so außergewöhnlichen Eifer geschützt, dass ein Tourist in seinem Tagebuch notierte, dass “der Anblick der riesigen goldenen Urne hinter dem Altar, in der Melchior, Gaspar und Balthasar ruhen, und die Wertschätzung der Sicherheit, die sie umgibt, auch ein Grund sein kann, die Kathedrale zu besuchen”. Seit dem frühen Mittelalter wurden die Überreste von Tausenden von Pilgern verehrt und besucht. Dies u.a. auch, da die Kirche Ablassbriefe für deren Anbetung vergab.

Eine der bemerkenswertesten Tatsachen über den Kölner Dom ist, dass es mehr als sechs Jahrhunderte dauerte, bis das Bauwerk vollendet war. Der heutige Dom zeigt sich heute mit seinem Gesicht der dritten Bauphase, die dieses Werk aus- und umbaute. Da wo heute der Dom steht, stand im 4. Jahrhundert ein römischer Tempel, auf dem 818 eine Kirche gebaut wurde. Als diese Kirche 1248 abbrannte, wurde sie noch im selben Jahr durch einen Neubau ersetzt, der den Grundstein des heutigen Doms darstellt.  

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Der Bau wurde jedoch von 1510 bis 1842, also mehr als 300 Jahre, aus Mangel an Finanzierungsmöglichkeiten unterbrochen. Nach insgesamt mehr als sechs Jahrhunderten seit dem eigentlichen Baubeginn 1248, konnte der Kölner Dom am 15. Oktober 1880 eingeweiht werden. Gleichzeitig ließ der damalige Kaiser einen beeindruckenden Bahnhof neben der Kathedrale errichten. Das sollte das Bild einer Verschmelzung von Vergangenheit und Zukunft im neuen Deutschland vermitteln.

Seit Jahrzehnten wird die Kathedrale ständig saniert. Die Steine, Bauquader, aber auch die Reliefs und Skulpturen schwärzen ständig nach. Aufgrund von Umweltverschmutzungen, besonders aber aufgrund der Verätzungen der behauenen Steine durch die Exkremente der Tauben, ist die Sanierung eine scheinbar endlose Aufgabe.

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Während des Zweiten Weltkriegs wurde Köln mehrmals von den Alliierten stark bombardiert und dabei wurde der Dom von etwa 14 Bomben getroffen. Er hielt Stand, ja, doch eine der Bomben verursachte so schwere Schäden, dass das Fundament des linken Turms stark beschädigt wurde.

Heute bietet der Kölner Dom Gottesdienste an, begleitet von Orgel und Chor. Die Gottesdienste und der Besuch des Doms sind für alle zugänglich. Der Eintritt ist frei, aber die Besteigung des Turms kostet 4 €. Der Kölner Dom hat zwölf Glocken, von denen vier aus dem Mittelalter stammen. Die größte und bekannteste ist die Glocke St. Peter, die von den Einheimischen den Spitznamen Der Dicke Pitter trägt. Die älteste ist die Dreikönigsglocke, die aus dem Jahr 1418 stammt und 3,8 Tonnen wiegt. Vom Turm aus hat man einen wunderschönen Panoramablick. Der Auf- und Abstieg über die 530 Stufen erfordert jedoch eine gute Kondition, Vorsicht und Geduld.

Im Jahr 1996 wurde der Kölner Dom aufgrund seiner historischen, kulturellen und spirituellen Bedeutung zum Weltkulturerbe erklärt.

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