Der Deutsche Orden des Militärhospitals St. Maria zu Jerusalem (Domus Hospitalis Sanctæ Mariæ Teutonicorum) wurde 1190 in Palästina während der Belagerung der Festung St. Johannes von Akkon durch deutsche Kreuzfahrer während des Dritten Kreuzzugs nach dem Vorbild des Templerordens und des Ordens des Heiligen Johannes von Jerusalem gegründet. Dieser mittelalterliche Orden war religiös-militärischer Natur und seine Gründungsidee bestand darin, den Kranken und Verwundeten im Heiligen Land zu helfen; ähnlich wie die Arbeit der Ritter des Johanniterordens. Bei dieser Gelegenheit errichtete eine Gruppe deutscher Kaufleute und Kleinadeliger aus Bremen und Lübeck ein der Jungfrau Maria geweihtes Feldlazarett, um ihre verwundeten und auch kranken Landsleute zu versorgen. In Akkon angekommen, wurde dann das Feldlazarett, Dank der tatkräftigen Unterstützung von Herzog Friedrich von Schwaben, in die Stadt verlegt, und die Mönche setzten die Arbeit nun in dem Hospital fort.
Im Jahr 1192 erkannte Papst Celestin III. die Mönche des Hospitals von Akkon an und legte die Vorschriften des Heiligen Johannes in ihre Hände. Mit der Ankunft neuer deutscher Kreuzfahrer wuchs der Einfluss der Mönche im Heiligen Land, bis sich ihre Berufung im Jahr 1198 plötzlich veränderte und sie beauftragt wurden, als Krieger am dritten Kreuzzug teilzunehmen. Im Februar 1199 wurde der militärische Orden unter dem Namen Ordo Domus Sanctae Mariae Teutonicorum Hierosolymitanorum oder Deutscher Orden des Hauses der Heiligen Maria in Jerusalem von Papst Innozenz III. offiziell anerkannt.
Sie wurden zunächst unter dem Namen Teutonen bekannt, denn so wurden die Deutschen seit der Antike genannt. Interessanterweise wurden sie von anderen Kreuzfahrern als “Barbaren, blonde Riesen von imposantem Körperbau, die den Feind mit unvergleichlicher Wildheit und Aggressivität anzugreifen schienen”, beschrieben. Sie galten auch als übermäßig stolze Krieger mit einer extremen Vorliebe für Alkohol und Streitereien. Im Gegensatz zu anderen Bruderschaften und Orden nahm der Deutsche Orden nur Personen in ihre Reihen der Ritter auf, die aus den Gebieten des Heiligen Römischen Reiches stammten und adlig waren. Alle anderen mussten sich damit begnügen, in die Reihen der Mönche oder der Unteroffiziere des Ordens einzutreten, die den Rittern dienten und als Gefreite in den Schlachten kämpften.
Die Ursprünge
Die Uniform des Ordens bestand aus einem weißen Überrock mit einem großen schwarzen Kreuz. Dieses schwarze Kreuz wurde auch als Ordenswappen verwendet, und stellte später die Dekoration und militärischen Insignien des Königreichs Preußen und später Deutschlands. Die Auszeichnung des Eisernen Kreuzes fand hier seine Vorlage. Das Motto des Ordens lautete: Helfen, Wehren, Heilen.
Obwohl sie im 13. Jahrhundert an fast jeder größeren Schlacht teilnahmen, ließen sich die Teutonen in den Regionen um Antiochia und Tripolis nieder. Im Jahr 1220 errichteten sie ihr Hauptquartier in der Festung Montfort in Palästina, die zum Sitz ihrer Großmeister wurde. Von dort aus bekämpften sie den Feind mit großem Mut und großer Disziplin, was ein Beispiel für alle christlichen Heere war. Die Sarazenen versuchten 1266, die Festung einzunehmen, was ihnen jedoch erst 1271 durch einen in den Felsen gegrabenen Tunnel gelang. Dadurch waren die Ritter gezwungen, in St. Johann von Acre Zuflucht zu suchen.
Die Einnahme von Akkon durch die Muslime im Jahr 1291 zwang die Kreuzfahrer zum Rückzug aus dem Heiligen Land. Dieses veranlasste den Orden dazu, seine Mission zu überdenken. Nach Europa zurückgekehrt, folgten sie dem Ruf von Andreas von Ungarn, um sich den Banden der Kumanen, einem Volk ukrainischer Herkunft, entgegenzustellen, die die Provinz Siebenbürgen plünderten. Als Gegenleistung für seine Hilfe erhielt der Orden einen Bezirk um Kronstadt (Brasow, im heutigen Rumänien). Doch nachdem sie die Provinz befriedet und dort deutsche Kolonien gegründet hatten, wurden sie vertrieben, weil sie versuchten, sich unter päpstliche Oberhoheit zu stellen (der Hochmeister bat den Papst, direkt von Rom abhängig zu sein und nicht vom ungarischen König).
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Trotz aller dieser Widrigkeiten konzentrierte sich der Orden auf Osteuropa, wo er einen neuen Kreuzzug begann. Im Jahr 1303, nach der Verkündung der Goldenen Bulle von Rimini durch Kaiser Friedrich II., starteten der Großmeister des Ordens und Herzog Konrad I. von Masowien den Ostseekreuzzug mit dem Ziel, die Völker der Region zu christianisieren. So fand der Orden endgültig in Preußen seinen Platz und entwickelte sich zu einem unabhängigen Deutschordensstaat. In der Bulle übertrug der Kaiser dem Großmeister alle Privilegien eines Reichsfürsten, und dem Orden die Souveränität über die eingenommenen Gebiete. Der Kreuzzug hatte in den eroberten Regionen große Bevölkerungslücken hinterlassen. Dieses Problem versuchten sie durch die Förderung der Einwanderung deutscher Siedler aus dem Heiligen Römischen Reich und Masowien zu lösen. In dieser Zeit gründete der Orden so bedeutende Städte wie Königsberg und versuchte, die orthodoxen Christen in Nowgorod zu bekehren. Trotz einer Niederlage gegen den russischen Alexander Newski dehnten sie ihre Herrschaft auf das gesamte Baltikum aus.
In der Zwischenzeit besetzte der Orden auch ganz Preußen, das sich bis nach Estland erstreckte, einschließlich der baltischen Regionen Pommern, Kurland, Lettland, Estland und Danzig, das bis 1454 unter seiner Kontrolle stand. Der Deutsche Orden war nach Danzig gekommen, um die Polen bei der Niederschlagung eines Bürgeraufstandes zu unterstützen. Nach der Niederschlagung jedoch verleibte sich der Orden das Gebiet ein, und schnitt Polen somit den Zugang zum Meer ab.
Der Orden besaß auch Besitzungen in verschiedenen anderen Teilen des Heiligen Römischen Reiches und erreichte im späten 15. Jahrhundert, dank einer entwickelten städtischen Wirtschaft und seiner Stellung als Seemacht in der Ostsee, den Höhepunkt seiner Macht. Im Jahr 1410 wurde der Deutsche Orden in der Schlacht von Tannenberg besiegt, und die von ihnen beherrschten Gebiete gingen in polnische und litauische Hände über. Von diesem Zeitpunkt aus, setzte der Niedergang des Ordens ein, der bis ins Jahr 1525 andauerte. Danach konnte der Orden nicht wieder zu seiner ehemaligen Macht und Größe gelangen.
1923 trat Erzherzog Eugen von Habsburg, Großmeister des Deutschen Ordens zurück und gab seinen ritterlich-militärischen Status auf. Von da an widmete sich der Orden als rein religiöse Organisation vor allem der Wohltätigkeit.
Die rein religiöse Einrichtung wurde 1938 von Hitler verboten, aber 1945 wieder aufgenommen. Heute wird sie von einem Abbé geleitet und umfasst ein halbes Tausend Profess-Priester, Ordensmänner und -frauen. Der Sitz des kirchlichen Lehramtes befindet sich in Wien, neben dem Stephansdom, mit Vogteien und Kommissariaten in fünf mitteleuropäischen Ländern, vor allem in Deutschland und Österreich, und auch im Mittelmeerraum, in Rom, Tirol und auf Sizilien. Zur Förderung der Geschichtswissenschaft besteht die Historische Akademie des Deutschen Ordens auf der Grundlage des Militärischen Ordens des Hauses Hohenstaufen, die heute in ganz Mitteleuropa für gemeinnützige Zwecke tätig ist.
Der moderne Orden besteht aus vier Zweigen: den Ordensbrüdern (Priester und Nichtpriester, die die Ordensgelübde ablegen), den Oblaten-Priestern, den Ordensschwestern (die ebenfalls die Ordensgelübde ablegen) und Verwandte, die dem Orden angehören, den Laien und dem Diözesan-Klerus. Die bedeutendsten Mitglieder gehören zur Gruppe der Ehrenritter, darunter der Erzbischof von Wien, Kardinal Franz König, der Fürst von Liechtenstein, Franz Josef II., der Erzbischof von Köln, Kardinal Joachim Meisner, Otto von Habsburg und Karol Tomasz Habsburg. Alle vier Zweige sind dem gemeinsamen Oberen, dem Großmeister im Rang eines Abtes, unterstellt. Der aktuelle Großmeister ist Frank Bayard, der seit 2018 im Amt ist und für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt wurde.
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