Revista bilingüe mitt Zweisprachiges Magazin Fundada como Mitteilungsblatt en 1932

Enero 2024 / No. 731   Mitt

Mexiko im 19. Jahrhundert, wie es war

Carl Nebel und die ersten Schritte des unabhängigen Mexiko

Wie sich die verschiedenen Gesellschaftsschichten kleideten, wie die Bevölkerung zusammenlebte in jenem malerischen Mexiko, das versetzte die Europäer, die kurz nach dem Besuch des berühmten Entdeckers und Naturforschers Alexander von Humboldt in Mexiko ankamen, in Erstaunen.

Die mesoamerikanischen Ruinen ragten aus den Bäumen und dem Dschungel heraus; die vorspanischen Monumente ließen aufhorchen, wie man damals reiste, wie man Waren transportierte... All dies und mehr wurde von Carl Nebel, der in Hamburg und Paris ausgebildet wurde, in eleganten und detailgetreuen Lithografien festgehalten.

Sein Werk ist von großer Bedeutung für das Studium der Archäologie, der Ethnographie, der Geografie und der Politik Mexikos im 19. Jahrhundert, da er die mesoamerikanischen Monumente, die Kolonialstädte, die Traditionen, aber auch die militärischen Auseinandersetzungen im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg sehr detailliert und realistisch dokumentierte.

Im Bereich der Archäologie enthüllte er als Erster die Pirámide de los Nichos (Nischenpyramide) in El Tajín und gab einen Überblick über die Pyramide von Cholula, die er als die größte Pyramide des alten Anáhuac bezeichnete. Außerdem stellte er die neuesten Funde dreier bedeutender Skulpturen vor: den Tizoc-Stein, die Coatlicue und den Sonnenstein (damals noch als Kalenderstein bekannt).

Mitt

Seine Skizzen der Ruinen von La Quemada in Zacatecas und von Xochicalco in Morelos mit der Pyramide-der-gefiederten-Schlange und ihren Reliefs ragen aus seinem Werk, das auf den Reisen durch das Land entstanden, heraus. Er bereiste auch die wichtigsten Städte der damaligen Zeit, wie Puebla (das er mit den Vulkanen Iztaccíhuatl und Popocatépetl malte), San Luis Potosí, Guanajuato (dessen Bild als Gesamtansicht später auf einem alten 10-Peso-Schein abgedruckt wurde) und Zacatecas, sowie einige Hafenstädte: Veracruz, Acapulco und Tampico. Die Ansichten dienten als Hintergrund für seine mannigfachen Kompositionen, und in den genauen Abzügen stechen die Plätze mit Denkmälern und Gebäuden, besonders derer von religiöser Natur, hervor.

Die vielleicht eindrucksvollste Ansicht aus der Serie der Lithografien von Mexiko-Stadt ist diejenige, die er Paseo de la Viga in Mexiko nannte, eine Genreszene, in der verschiedene soziale Gruppen erscheinen, von den einfachsten bis zu den privilegierten Schichten. Dieses Bild zeigt auch, wie der alte Kanal aussah, der die Seen von Texcoco und Chalco verband, mit der charakteristischen Vegetation der Chinampas und der als Ahuehuetes bekannten Bäume.

Seine detailgetreuen Zeichnungen gelten als historische und künstlerische Dokumente von großem Wert, da sie die Vielfalt und den Reichtum Mexikos im 19. Jahrhundert zeigen und aufgrund ihres künstlerischen, historischen und bezeugenden Wertes über die Grenzen weit hinaus reichen.

  Mitt

Seine Werke wurden in verschiedenen Ländern und Medien veröffentlicht, ausgestellt und untersucht. So besitzt das Museum Sammlung-Blaisten eine Sammlung von Nebels Lithografien, die das Leben, die Landschaft und die Kultur Mexikos im 19. Jahrhundert zeigen.

Man braucht sich nur eine Serie von Lithografien über mexikanische Bräuche und Traditionen anzuschauen, die in Viaje pintoresco y arqueológico über den wichtigsten Teil der mexikanischen Republik in den Jahren 1829 bis 1834 veröffentlicht wurde, um einen Vorgeschmack auf seine erfolgreichen Kompositionen zu bekommen. Das Werk besteht aus 50 gezeichneten Lithografien, die meisten davon in Farbe und nur wenige in Schwarzweiß, mit einer von Alexander von Humboldt verfassten Einleitung.

Am bekanntesten sind jedoch Nebels Bilder zu den militärischen Auseinandersetzungen des US-Amerikanischen Interventionskriegs, die 1851 in einem Buch mit dem Titel The War between the United States and Mexico Illustrated veröffentlicht wurden, das er gemeinsam mit George Wilkins Kendall verfasste. Das Werk besteht aus zwölf Farblithografien, die auf einigen von Nebels Gemälden der Schlachten des Amerikanischen Krieges mit Mexiko basieren.

Carl Nebel war ein sehr neugieriger Mann; er war auch Architekt, Ingenieur und Zeichner deutscher Herkunft, der 1802 in Hamburg-Altona (Holstein, Deutsche Eidgenossenschaft) geboren wurde und am 5. Juni 1855 in Paris, der Hauptstadt des Zweiten Französischen Kaiserreichs, starb.

Mitt

Er lebte über sechs Jahre lang in Mexiko, wo er sich der Darstellung des mexikanischen Lebens, der Landschaft und der Kultur widmete.

Bei einer zweiten Reise, bei der er sich einem Prozess wegen Plagiats einiger seiner Lithografien stellen musste, blieb er dann und lebte von 1840 bis Januar 1848 in Mexiko. Sein Leben verdingte er sich mit der Schweinezucht. Seine Gemälde und Zeichnungen sind eine Reise durch die Zeit und zeigen, wie Mexiko und seine Bevölkerung zu dieser Zeit gelebt haben.

Mitt