Revista bilingüe mitt Zweisprachiges Magazin Fundada como Mitteilungsblatt en 1932

Marzo 2025 / No. 743   Mitt

Die tausend Gesichter der göttlichen Marlene

So nannten ihre Zeitgenossen die berühmteste deutsche Schauspielerin.

Die überlebenden Fans der Diva hören die Echos eines geheimnisvollen Berlins der 1920er Jahre, wenn sie ihre Lieder hören, oder sind geblendet von den Lichtblitzen, die vom Bild dieser Frau ausgehen. Ihre Bewunderer sahen und sehen in ihr eine „freie und aufgeschlossene Frau, ein Vorbild für viele andere starke Frauen“.

Marlene, eine Kurzform des Namens Maria Magdalena, hatte ein Leben voller faszinierender und dramatischer Momente, die sowohl ihr Talent als auch den historischen Kontext, in dem sie lebte, widerspiegeln.

Sie wurde am 27. Dezember 1901 in Schöneberg, Berlin, Deutschland, in einer wohlhabenden bürgerlichen Familie geboren. Ihr Vater, ein Polizeibeamter, starb, als sie erst sechs Jahre alt war. Ihre Mutter heiratete erneut, aber die junge Marlene akzeptierte nie eine enge Beziehung zu ihrem Stiefvater.

Von Kindheit an interessierte sich Marlene für Musik und Kunst; sie lernte Geige spielen und träumte davon, Konzertpianistin zu werden, doch eine Handgelenksverletzung zwang sie dazu, diesen Wunsch aufzugeben. Manche sagen, sie sei wegen ihrer trotzigen Haltung und ihrer Faszination für Literatur und Film von der Schule verwiesen worden.

In ihrer Jugend wandte sich Marlene der Schauspielerei zu und begann ein Studium an der Theaterschule von Max Reinhardt, einem der renommiertesten deutschen Theaterregisseure, wo sie Schauspieltechniken erlernte, die sie später auch beim Film und in Musicals anwenden sollte.

In den 1920er Jahren wirkte Marlene in kleinen Theaterproduktionen und einigen Stummfilmen mit, ohne jedoch Erfolg zu haben. Mit dem Aufkommen des Tonfilms änderte sich jedoch alles. Ihr großer Durchbruch kam 1929, als der Regisseur Josef von Sternberg sie in einer Kabarett-Show entdeckte und sie in Der blaue Engel (nach dem Roman Professor Unrat von Heinrich Mann) besetzte.

In dem Film, der ihr zu internationalem Ruhm verhalf, spielte sie Lola-Lola, eine Sängerin, die einen angesehenen Professor, gespielt von Emil Jannings, verführt und ihn ins Unglück stürzt. 

Die Szene, in der sie Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt singt, oder besser bekannt als Falling in love again, mit ihrer ikonischen Melone, ihrem knappen Kostüm, die  Strümpfe und ihrer nonchalanten Haltung markierte den Beginn ihres Images als Femme fatale; ein Image, das in die Filmgeschichte einging, weil es Sinnlichkeit und Kälte miteinander verband, was sie ganz klar von anderen Schauspielerinnen unterschied.

Von Sternberg, der von ihrem Potenzial überzeugt war, holte sie nach Hollywood, gab ihr einen Vertrag bei Paramount und prägte ihr Image mit dramatischer Beleuchtung und attraktiven Kostümen in den Filmen und trug so zu ihrer geheimnisvollen Aura bei.

In Filmen wie Marokko (1930), in dem sie in der Hauptrolle einen für die damalige Zeit gewagten lesbischen Kuss gibt, bricht sie zahlreiche Tabus. Ihr androgyner Stil erregt Aufsehen und festigt ihr Image als Ikone der Mode und der Transgression.

Andere Filme sind:

·       Dishonored (1931), in dem sie eine Spionin im Stil von Mata Hari spielte.

·       Shanghai Express (1932), der ihr größter kommerzieller Erfolg war und in dem sie sich die Leinwand mit Anna May Wong teilte. 

·       Die scharlachrote Kaiserin (1934), eine stilisierte Interpretation von Katharina der Großen.

·       Und vor allem The Devil is a Woman (1935), der als der visuell beeindruckendste der Zusammenarbeit Dietrich-Von Sternberg galt.

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All diese waren Filme, die in der ganzen Welt gefeiert wurden.

Natürlich wurde Dietrichs Image von Josef von Sternberg sorgfältig geformt. Doch schließlich zerbröckelte ihre berufliche Beziehung und sie beendeten ihre Zusammenarbeit.

Gegen Ende der zweiten Hälfte der 1930er Jahre trat sie in Filmen wie Desire (1936) und Angel (1937) auf, doch ihre Karriere begann, sich aufzulösen, da ihr Femme-fatale-Stil beim Publikum immer weniger Anklang fand.

In jenen Jahren versuchten Hitler und Goebbels, die bereits an der Macht waren, sie mit großen Aufträgen zurück nach Deutschland zu locken, doch sie lehnte ab und wurde zu einer entschiedenen Gegnerin des Regimes.

1939 nahm sie die amerikanische Staatsbürgerschaft an und unternahm während des Krieges zahlreiche Tourneen zur Unterhaltung der alliierten Truppen. Sie reiste sogar in Konfliktgebiete in der Nähe der Frontlinien, sang unter extremen Bedingungen und setzte sich selbst Gefahren aus.

Sie beteiligte sich auch an Propagandakampagnen und half jüdischen Flüchtlingen bei der Flucht vor dem Nazi-Regime. 

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Für ihre Bemühungen wurde sie mit der US-Freiheitsmedaille und der Medaille der französischen Ehrenlegion ausgezeichnet.

Nach dem Krieg wurde die Dietrich von einigen Kreisen in Deutschland abgelehnt, die sie als Verräterin betrachteten. Erst nach und nach wurde ihre Arbeit und ihr Einsatz bekannt und so wurde sie zur Heldin.

Ab den 1950er Jahren erfand Dietrich ihre Karriere als Kabarettsängerin neu, indem sie mit dem Komponisten Burt Bacharach als musikalischem Leiter zusammenarbeitete und eine elegante, minimalistische Show aufführte, in der sie Lieder wie Lili Marleen, Where Have All the Flowers Gone? und Life in Pink interpretierte.

Nach einem Sturz auf der Bühne im Jahr 1975, bei dem sie sich schwere Verletzungen erlitt, zog sich die Dietrich aus der Öffentlichkeit zurück und verbrachte ihre letzten Jahre zurückgezogen in ihrer Pariser Wohnung, wo sie nur noch mit engen Freunden und per Telefon oder Brief Kontakt hielt.

1984 gab sie ein letztes Audio-Interview für den Dokumentarfilm Marlene von Maximilian Schell, in dem sie sich weigerte, vor die Kamera zu treten, was das Rätsel um sie selbst noch verstärkte.

Marlene starb am 6. Mai 1992 im Alter von 90 Jahren.

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