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Otto Wagner begann sein Studium an der Technischen Hochschule in Wien und schloss es an der Architekturschule der Wiener Akademie und an der Königlichen Bauakademie in Berlin ab. In seiner ersten Schaffensphase realisierte er zahlreiche Gebäude in Wien (einige davon im Auftrag von Kaiser Franz Joseph von Österreich), viele davon im historistischen Stil, der der klassischen Tradition folgte und an traditionelle Stile anknüpfte.
Einer seiner ersten Aufträge war die Ausschmückung und Gestaltung Wiens für die Hochzeit von Prinzessin Stephanie von Belgien mit Prinz Rudolf.
In diesem Sinne war Wagner eine zentrale Figur der Architektur seines Landes, die sich von den traditionellen zu immer fortschrittlicheren Tendenzen entwickelte, zunächst im Modernismus und schließlich unter Nutzung von Stahl- und Glaselementen, womit er die österreichische Architektur revolutionierte.
Dynamische Beziehungen
Bekanntlich war Otto Wagner neben Gustav Klimt, Josef Hoffmann und Koloman Moser ein prominentes Mitglied der 1897 gegründeten Architekturbewegung der Wiener Secession.
Diese Gruppe brach mit akademischen Konventionen und wandte sich dem Jugendstil zu, auf der Suche nach einer modernen Ästhetik, die die sozialen Veränderungen widerspiegelte und kurz darauf zur noch umfassenderen Bewegung des Art Nouveau aufstieg.
Wagner unterstützte offen die jungen Künstler der Secession, auch wenn dies bedeutete, sich der konservativen Elite entgegenzustellen. Sein Ansehen als renommierter Architekt war entscheidend für die Legitimierung dieser Bewegung.
Man sieht heute, dass sein Beitrag sowohl theoretischer als auch praktischer Natur war und dass er in beiden Bereichen einen großen Einfluss auf jüngere Architekten wie Adolf Loos und Joseph Maria Olbrich ausübte. Als Lehrer brach Wagner mit der Tradition, indem er auf Funktion, Material und Struktur als Grundlagen der architektonischen Gestaltung bestand.
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Im Jahr 1890 wurde er mit dem Erweiterungsplan der Stadt beauftragt. Seine Projektideen wurden lediglich im Großraum Wiens umgesetzt. Ab 1898 begann er mit der stilistischen Erneuerung, mit dem berühmten Majolika-Haus, dessen Fassade sich durch große Einfachheit der Linien auszeichnet, aber seinen Ausdruck durch eine sehr elegante, sehr lebendige Ornamentik verstärkt wiedergibt.
Zu seinen bemerkenswerten Werken zählen mehrere Stationen der Wiener Stadtbahn, sowohl oberirdisch als auch unterirdisch (1894-1897). Sein Entwurf für die Wiener U-Bahnstation Karlsplatz wurde mit seiner lebhaften Ornamentik und den klaren Linien zu einer Ikone des Jugendstils.
Bemerkenswert ist auch die Postsparkasse (1904-1906), die aufgrund des gewölbten Glasdachs ihrer zentralen Halle und der klaren Verwendung von Materialien wie Glas und Aluminium als Meilenstein in der Architekturgeschichte gilt.
In seinem Buch „Moderne Architektur” (1896) schrieb Wagner: „Die neuen Aufgaben und Perspektiven der Menschheit erforderten eine Veränderung oder Neugestaltung der bestehenden Formen.“ Dieser Satz fasst seine Philosophie zusammen: Architektur sollte den tatsächlichen Bedürfnissen der modernen Gesellschaft entsprechen und nicht vergangenen Stilen.
Otto Wagner starb 1918 in Wien und hinterließ eine Stadt, die durch seine Vision verändert worden war. Sein Werk schlug eine Brücke zwischen Tradition und Moderne, zwischen Ornament und Funktion.
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