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Mayo 2020 / No. 696   Mitt

Deutschland vom Virus belagert… aber mit wenigen Opfern

Massive Untersuchungen, eine sehr gute Infrastruktur im Gesundheitswesen...

Massive Untersuchungen, eine sehr gute Infrastruktur im Gesundheitswesen, sowie eine entsprechende Vorbereitung des medizinischen Personals sind nur einige der Richtlinien, die erklären, warum Deutschland zur Zeit bessere Ergebnisse im Kampf gegen den Covid19 als seine Nachbarn vorweisen kann.

 

Der Virus spricht weder verschiedene Sprachen noch respektiert er Landesgrenzen, und so hat er sich als Pandemie über ganz Europa in einer unaufhaltsamen Invasion ausgebreitet.  Zu spät hat man die tatsächliche Gefahr erkannt, um seine Ausbreitung einzudämmen. Und doch hat jedes Land anders auf die Bedrohung reagiert; einige bedauerlicherweise sehr langsam, andere versetzen selbst die Wissenschaftler in Erstaunen, so wie beispielsweise Deutschland.  

 

An dem Tag, an dem wir diesen Artikel schreiben, am 9. April 2020 berichtet Deutschland von 246 Todesfällen; und kommt damit auf eine Zahl, die die 2000 Todesfälle im Land übersteigt. Die Pandemie hat Deutschland von einem Moment auf den anderen so stark mitgenommen, dass bis heute etwa 10 000 infizierte Menschen registriert sind. 

 

Und trotzdem hat Deutschland sich nicht für eine absolute Quarantäne ausgesprochen wie etwa seine Nachbarländer Frankreich oder Italien. Deutschland hat Zusammenkünfte und Treffen von mehr als 2 Personen verboten; selbstverständlich gilt dieses nicht bei Familien, die gemeinsam unter einem Dach leben, oder am Arbeitsplatz. Die Reisen sind reguliert, noch relativ flexibel und man kann nach wie vor zum Einkaufen, zum Arzt oder zur Arbeit gehen; neben einigen anderen Dingen mehr.

 

Wie dem auch sei, liegt der Prozentsatz an Todesfällen weitaus niedriger als in den Nachbarländern. Dies fällt so stark auf, dass man im Fall Deutschlands von einer Anomalie spricht, wie Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie des Universitätskrankenhauses Bonn, berichtet. Er erhält mit großem Beharren zahlreiche Anrufe seiner Kollegen aus den USA, aber auch anderen Ländern, die bei ihm nachfragen, was Deutschland denn anders mache und wie die Deutschen den Prozentsatz eines tödlichen Verlaufs so niedrig halten können.

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Niedriger Index

  

Im Einvernehmen mit der Johns Hopkins Universität hatte Deutschland bereits in der ersten Aprilwoche etwa 100 000 bestätigte Fälle registriert, sehr viel mehr als andere Länder, ausgenommen die USA, Italien und Spanien. Allerdings waren zu diesen Zeitpunkt lediglich 2000 Todesfälle zu beklagen. Dies lässt den Index eines tödlichen Verlaufs der Krankheit auf 1,4% berechnen; im Vergleich dazu der Index von 12% in Italien; etwa 10% in Spanien, Frankreich und Großbritannien; 4% in China und 2,5% in den USA; selbst in Südkorea liegt der Index noch bei 1,7%, obwohl sie bereits die steigende Kurve der Krankheitsfälle aufhalten konnten.

 

Ein möglicher Erklärungsansatz ist, dass das Durchschnittsalter der erkrankten Personen weit jünger ist als in anderen Ländern. Deutschland nannte die Corona Epidemie zunächst die Skifahrer-Krankheit, da die ersten Erkrankten mit den typischen Symptomen alle aus den Skifahrgebieten aus Österreich und Italien zurückreisten. Und diese Skifahrer waren in den meisten Fällen junge und gesunde Menschen.

 

Als der Virus dann durch Ansteckung weitergegeben wurde, erkrankten auch ältere Personen, und der Index eines tödlichen Verlaufs der Krankheit ist auf 0,2% innerhalb von zwei Wochen angestiegen. Das Durchschnittsalter der infizierten Deutschen ist immer noch recht niedrig und liegt bei etwa 49 Jahren. Nach jüngsten Statistiken liegt in Frankreich beispielsweise das Durchschnittsalter bei 62,5 Jahren, und in Italien bei 62 Jahren.

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Ein weiterer Faktor, den man beachten sollte, ist, dass die Deutschen in dem Moment als die Epidemie ausbrach, sofort den Virus in Laboratorien untersuchten, um in Masse entsprechende Diagnoseinstrumente und -tests herstellen zu können. Das ging so schnell, dass bereits im Februar die Krankenhäuser und Spitäler mit den Diagnosetests ausgestattet waren. Mit dieser Früherkennung konnten viele Leben gerettet werden.

 

Die Patienten mussten und müssen nicht für diese Diagnostik bezahlen, anders als z.B. in den USA, wo man gerade erst mit den Diagnosetests begonnen hat.

 

 

 

Vorbereitet auf das, was kommt

 

Das frühe Erkennen und Bewusstsein, anders als in anderen Ländern, sowie die Bereitstellung von ausreichenden Diagnosetests, hat geholfen, Zeit zu gewinnen und somit die Krankenhäuser rechtzeitig vorbereitet zu haben für Momente eines höheren Zustroms von Patienten mit Komplikationen, die intensive Behandlung benötigen und auf künstliche Beatmung angewiesen sind. 

 

Aus einem anderen Blickwinkel heraus, hat Deutschland im europäischen Vergleich die größte Anzahl von Krankenhausbetten, um einem Gesundheitsproblem dieser Dimension gewachsen zu sein. Und Deutschland bereitet bereits die Erweiterung dieser Kapazitäten vor. Der Präsident der Deutschen Ärztekammer spricht von einer Verdoppelung der Kapazitäten und kann bereits heute über 20- bis 30 000 Betten verfügen.

 

Christian Drosten, Virologe, der an der Herstellung der ersten Diagnosetests mitgearbeitet hat, berichtet, dass “der Grund, warum in Deutschland relativ wenige Todesfälle im Verhältnis zur relativ hohen Anzahl der Erkrankten zu beklagen sind, der ist, dass in Deutschland die Diagnose in den Labors rechtzeitig, im Frühstadium stattfindet”.

 

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Die Wirtschaftsepidemie, bevor sie sich ausbreitet

 

Der Druck in vielen Ländern durch den Großteil ihrer Bevölkerung, die Wirtschaft wieder herzustellen, kann andere Projekte und Fortschritte zurückwerfen. Länder wie Österreich haben bereits beschlossen, nach der vierten Aprilwoche zurück in den Alltag zu kehren.

 

Deutschland hat ein Rettungspaket von 750 000 Millionen Euros (das sind etwa 825 000 Millionen Dollar) für die Wirtschaft aufgestellt, das durch Kredite an die Unternehmen, Teilnahme an verschiedenen Betrieben und die Unterstützung der Arbeitnehmer die Wirtschaft wiederbeleben soll.

Das Rettungspaket ist weltweit eines der größten jemals aufgestellten Maßnahmen eines Landes. Die Industrie und Unternehmen werden langsam in dieses Wirtschaftspaket integriert, einige eher als andere.

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