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Diciembre 2020 / No. 701   Mitt

Die Farbe als Spiegel der Emotionen

Die Bedeutung der Farben im täglichen Leben, in der Geschichte, in der Mode und für die Emotionen ist entscheidend.

Jedes Jahr, wie schon seit mehr als zwei Jahrzehnten, widmet die angesehene Firma Pantone (Besitzerin des komplettesten Farbkatalogs) einer Farbe.

 

Die Farbauswahl für das Jahr 2020 ist auf das klassische Blau gefallen, ein Farbton, der an einen Nachthimmel erinnert.

 

Laurie Pressman, Vizepräsidentin des Pantone Color Instituts, erklärte, dass die Auswahl der Farbe 2020 auf das Gefühl einer großen Unsicherheit und Instabilität zurückgeht, die so von den USA bis nach Großbritannien, von Hong Kong über Syrien und in der ganzen Welt empfunden wird. Das Blau, sagte sie, reflektiert einen Farbton, der Ruhe ausstrahlt, Vertrauen gibt und Verbindungen herstellt, die die Menschen in diesen unsicheren Kontexten suchen. Ganz kurz nur zur Klärung, die Farbe 2020 ist bereits vor dem Ausbruch der Pandemie Covid-19 verkündet worden. Das Blau lässt alle anderen Farben des gesamten Farbspektrums verblassen.

 

Heutzutage eifern die Mode- und Produktdesigner den Ansagen der Automobilindustrie nach, diese geben bereits Ansagen zur Farbauswahl mit 5 bis zu 10 Jahren Vorlaufzeit bekannt. Dazu gibt es ein Buch von Katie Greenwood, 100 years of color (100 Jahre Farben) erschienen 2015 bei HOW Books. In diesem Buch lässt die Autorin wunderschöne Bilder, Illustrationen und Plakate sprechen und zeigt so die Farbpalette, die Jahr für Jahr im vergangenen Jahrhundert den Ton angegeben haben. 

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Die Farbpsychologie ist ein Forschungsfeld, dass sich damit beschäftigt, wie unser Farbempfinden ist und wie wir uns aufgrund verschiedener Farben entsprechend verhalten bzw. Emotionen über Farben und Farbtönen beeinflusst werden. Die Farben, die uns umgeben, beeinflussen unser Empfinden. Man kann belegen, wie verschiedene Farbtöne uns entspannen oder auch beruhigen, andere uns irritieren oder sogar in uns Stress hervorrufen können.  

 

Die Farbe Rot wird mit der Leidenschaft und einem intensiven Empfinden assoziiert; eine Farbe, die uns stärkt, unseren Puls schneller schlagen lässt und den Blutdruck erhöht, als ob sie uns in Alarmbereitschaft versetzen wollte; eine Farbe, die starken Einfluss auf uns hat und Gefahr signalisiert. Die Farbe Grün bringen wir mit der Natur und ihren fruchtbaren Essenzen in Verbindung. Blau lädt ein, sich zu konzentrieren, vereint die Intelligenz mit Ernsthaftigkeit und Stabilität. Orange verbindet uns mit der Kreativität und dem Enthusiasmus; es ist ein ausgleichender Farbton, und bestärkt mit seinen warmen Tönen.

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Schwarz ist Synonym für das Geheimnisvolle und die Angst und, widersprüchlich, sehr elegant. Weiß im Gegensatz dazu bedeutet Reinheit und auch Ruhe; außer in Ländern Afrikas, wo die Farbe Weiß für den Tod steht. Lila oder auch Purpur wird mit dem Weiblichen an sich in Verbindung gebracht, aber auch mit dem Feminismus. Dagegen bedeutet Rosa die Weiblichkeit.

 

Geschichte

Ein zeitnaher Vorläufer der Farbpsychologie ist der deutsche Wissenschaftler und Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), dessen Abhandlung zur Farbtheorie einen Einblick in die Physik, also das Farbensehen, gibt, aber auch darauf hinweist, dass das Farbensehen auch eine sehr persönliche Empfindung ist, wo jeder Einzelne die Farben anders wahrnimmt, das Gehirn die Farben verschieden aufnimmt und verschiedene Mechanismen des Sehens eingesetzt werden. Nach Goethe ist es das, was uns an einem Objekt fasziniert, nicht vom Material abhängig, oder vom Lichteinfall, sondern viel eher aufgrund einer dritten Bedingung: dem persönlichen Empfinden des Objektes an sich.

 

Die Farbpsychologie dient tatsächlich aber nicht nur dem wirtschaftlichen Handeln und dessen Vorteil. Es gibt heute die verschiedensten Therapien, bei denen die Farben mit den Emotionen des Patienten in Verbindung gebracht werden. So haben beispielsweise Psychologen aufzeigen können, dass die Farbe Rot den Herzrhythmus erhöht und für einen Anstieg des Adrenalins verantwortlich ist. Dies wiederum wirkt stärkend und motivierend auf den Einzelnen. 

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Der Sektor, der am meisten von der Farbpsychologie profitiert, ist der Bereich des Marketings. Die Marktforscher bemühen sich, uns glauben zu machen, dass unsere Entscheidungen auf einer rationalen Entscheidungsanalyse basieren. Nichtsdestotrotz trifft die Entscheidung die Stimme unserer Emotionen. Nach der Color Marketing Group, ein Unternehmen, das sich auf den Einsatz der Farben spezialisiert hat, ist der Entscheidungsgeber in 85% der Fälle das persönliche Farbempfinden, das uns das eine oder andere Produkt auswählen lässt.

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