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Enero 2021 / No. 702   Mitt

Die Rosca de Reyes, der Königskranz, ein feiner Nachtisch

Das Beste beim Zieldurchlauf der traditionellen Fest-Strecke Guadalupe-Reyes erfüllt sich am Abend des 5.

Januars, wenn in Familie der Königskranz, die Rosca de Reyes angeschnitten und geteilt wird.

 

In normalen Zeiten, also vor Covid-19, wurde in diesen Tagen zwischen Guadalupe und Reyes ausgiebig, bei den sogenannten Posadas, Weihnachts- und Neujahrsfeiern und jeder möglichen und denkbaren Form des Beisammenseins gefeiert. Guadalupe-Reyes bezeichnet die Wochen der Feste und Feiern, die mit dem 12. Dezember, dem Tag der Heiligen Jungfrau von Guadalupe eingeläutet werden, über die Posadas ab dem 16. Dezember, Weihnachten und Neujahr bis hin zum Tag der Heiligen Drei Könige am 6. Januar, eigentlich ja bis Maria Lichtmess am 2. Februar, den Mexikanern viel Anlass zum Feiern und Teilen geben.

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Woher kommen diese vielen Feiern um Weihnachten herum?

Die Historiker vermuten den Ursprung in fernen Zeiten, in den heidnischen Kulten, wo nicht die Ankunft Gottes Sohn gedacht, sondern dem Gott Aion in Ägypten und der übrigen arabischen Welt gehuldigt wurde. Andere Wissenschaftler vermuten, dass diese Tage ihren Ursprung im Alten Rom haben, wo mit einem Hefebrot oder einem festlichen Kuchen die Saturnfeste, die Feierlichkeiten des Gottes der Landwirtschaft und der Ernten zur Wintersonnenwende mit runden Küchlein begangen wurden.

 

Wiederum andere blicken auf das heutige Frankreich, wo die jüdische Tradition und der Genuss des sauren Brotes seine Wurzeln im Mittelalter dokumentiert haben. Ein Beispiel zur Karnevalszeit in Frankreich, als an das Volk süßes Brot mit Trockenfrüchten verteilt wurde. In diesem süßen Brot war neben den Trockenfrüchten eine Pferdebohne versteckt und derjenige, der diese Bohne fand, war der Glückliche, der Bohnen-König und konnte an diesem Tag regieren und den Oberen eine lange Nase machen. Doch am Ende des Tages gab es oft Hiebe, die den Bohnen-König bestraften, der mit seinen Späßen über die Stränge geschlagen war.

 

Diese Tradition gelangte rasch ins Nachbarland nach Spanien unter Philipp V, der seinerseits dem Grundrezept des süßen Brotes noch einige Zutaten beigab und dieses als Roscón de Reyes, den Königskranz bezeichnete. Jedoch sorgte man dafür, dass es keine Hiebe, sondern eher um Wohlstand anzukündigen, kleine Überraschungen gab: der Baby-König, der kleine König wurde der genannt, der die Bohne in dem süßen Kranz fand.

 

Diese Bohne wurde bald mit einem kleinen Püppchen, zunächst aus Porzellan später aus Plastik, ausgetauscht, das das Jesuskind symbolisiert; das Jesuskind, das seine Eltern vor der Verfolgung der Erstgeborenen durch den König Herodes versteckt haben.  

 

Das Heilige-Drei-Königsfest gedenkt einer Stelle der Bibel, die die Reise der Weisen aus dem Morgenland beschreibt, die Gottes Sohn suchten, um ihn reich zu beschenken. Diese Tradition ist während der Kolonialzeit nach Mexiko gekommen. Bereits im 17. Jahrhundert sollte damit die Offenbarung, die physische Präsenz Gottes Sohn in der Welt mit einer heißen Schokolade oder auch einer leckeren Atole gefeiert werden. Die Missionare machten sich verschiedene Strategien zu Nutze: Weihnachtslieder, Krippenspiele (Pastorelas) und natürlich die Rosca de Reyes, der Königskranz.

 

Ein süßer Schatz

Die mexikanische Rosca de Reyes ist ein Brot, dessen Masse der des Brioche sehr ähnlich ist: aus Mehl und Hefe mit geriebener Orangen- oder Zitronenschale, Vanilleextrakt und Lindenblüten, viel Butter und dann mit kandierten Früchten, farbiger Ate und einer Zuckermasse geschmückt und teilweise überzogen wird. Genauso wie das Püppchen im Teig versteckt, symbolisieren alle weiteren Elemente der Rosca etwas. Schon ihre Form, der Kranz erinnert nicht nur an eine Krone, sondern auch an die unendliche Liebe Gottes und die Nächstenliebe.

 

Die Bedeutung der Form der Rosca wird verschieden interpretiert. Einige sagen, dass die Rosca rund sein müsse; andere bestehen auf einer ovalen Form. Und doch sind sich alle einig, dass es eine rundliche Form sei, die die Liebe Gottes repräsentiere, die weder Anfang noch Ende kenne. Und natürlich bezieht sich die Form nicht zuletzt auch auf die Form einer Krone, die Krone der Heiligen drei Könige. Die kandierten Früchte und die farbenfrohe Ate stellen die Edelsteine der Krone dar und stehen gemeinsam mit der Zuckermasse für die Liebe, die Glückseligkeit und den Frieden. Und das Messer schließlich deute auf die Todesgefahr hin, der Jesus vor Herodes ausgesetzt war.

 

In Mexiko wird die Rosca im Kreise der Familie, Nachbarn, gebetenen und ungebetenen Gäste mit einer heißen Schokolade, Punsch oder Kaffee verzehrt. Und nach der katholischen Tradition werden die zum Paten, die das Püppchen in der Rosca finden. Diese sind es, die das Püppchen ankleiden, also das Jesuskind und es in die Kirche bringen, um es segnen zu lassen.

 

 

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All das ist ein guter Vorwand sich im Kreise der Lieben zusammen zu finden und bei einem weiteren Fest am 2. Februar zu Maria Lichtmess zu Tamales und Atole einzuladen. Das Fest ist dann nun aber wirklich das letzte Fest, das den Kreis der weihnachtlichen Feierlichkeiten schließt.

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