Am 2. April ist der Tag des Kinder- und Jugendbuches, und das immerhin schon seit mehr als einem halben Jahrhundert, seit 1967. Dieser Tag fällt auf den Geburtstag des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen. Die Idee der Internationalen Jugendbuch Organisation, die hinter diesem Tag steht, ist, das Interesse der jungen Leser*innen zu wecken und aus der Liebe zum Buch und der Lektüre einen Habitus zu schaffen.
Über die Geschichte hinweg wurden die Kinder mit Märchen und Fabeln erzogen. Sie sollten unterwiesen werden, und der Sinn und Zweck der Lektüre sollte Klarheit schaffen, das Gute vom Bösen zu unterscheiden. Die Bücher bemühten sich die Kleinen mit den Grundlagen der Ethik und Moral auszustatten; ihnen zu zeigen, wie man sein sollte. Im Mittelalter bereits halfen die Fabeln Äsops Bewusstsein für das Gute und Schlechte zu entwickeln. Heute wählen die Kinder liberaler Eltern ihre Lektüre selber aus, und diese muss nicht unbedingt mit dem gehobenen Zeigefinger Werte einschärfen.
In jüngster Zeit sind die Buchtitel unzählbar und verleihen ohne Zweifel der Phantasie der Kinder in der ganzen Welt Flügel. Die Lektüren bemühen sich, das Beste in den Kindern zu wecken, und sie so zu Erwachsenen werden zu lassen, die ihre Phantasie nicht aufgeben und ihre Träume in gewissem Sinne wahr werden lassen. Das ist die neue Form der Didaktik in einer Welt, wo die Information alles überschwemmt, im wahrsten Sinne des Wortes.
In den vergangenen Jahrzehnten ist der Markt für Kinder- und Jugendliteratur unglaublich gewachsen. Das Verlagswesen wird nun endlich auch diesem Publikum gerecht und so entstehen immer mehr Verlage, die sich auf die Literatur für Kinder und Jugendliche spezialisieren.
Viele wählen unter den Titeln Pinocchio von Carlo Collodi aus; die Geschichte einer Holzmarionette, die nach einem Irrweg und vielen Hindernissen schließlich zu einem wirklichen Jungen wird. Andere greifen zu den Reflektionen in Der kleine Prinz, die einen als Erwachsenen kaum loslassen und einem die Kleinigkeiten des Lebens zeigen, Gefühle vermitteln und über den Sinn des Lebens nachdenken lassen. Da ist auch Alice im Wunderland von Lewis Carroll, die uns von der ersten bis zur letzten Seite in Atem hält.
Heute stehen in den Bücherregalen der Kinder und Jugendlichen voller Stolz die Bücher von Harry Potter von J.K. Rowling, eine mehrbändige Geschichte aus faszinierenden Begebenheiten voll der Magie und des Zaubers, die auch schon die kleinen Leser*innen in ihren Bann zieht. Diese kleinen Leser*innen haben auch den Zauberer von Oz von L. Frank Baum, die Geschichten von Beatrix Potter, wie Der Hase Peter oder auch Peter Pan von James Matthew Barrie im Regal stehen.
Die auf Kinder- und Jugendliteratur spezialisierten Verlage sind am Wachsen wie Zorro Rojo, oder auch Nube de Tinta (PRH) und Sammlungen wie A Través del Espejo (FCE) und Gran Angular (SM). Die Spezialistin im Thema, Mónica Romero Girón, schreibt in der Zeitschrift Letras Libres im März 2021, “… es gibt in der Zwischenzeit Buchhandlungen, die sich ausschließlich auf Kinder- und Jugendbücher spezialisiert haben. Da sind die Verlage wie Navegantes (Mexiko), El Dragón Lector (Spanien), Giannino Stoppani (Italien), Books of Wonder (USA) oder auch Gosh! (England) vertreten. Auf der anderen Seite ist die Konkurrenz so groß und die Neuerscheinungen so viele, dass man die Buchhandlungen unbedingt regelmäßig besuchen sollte, um ja keinen Titel zu verpassen”.
Und dann gibt es da auch so großartige Schriftsteller, die bevorzugt für Kinder schreiben, wie Francisco Hinojosa, der zurzeit der meist gelesene Kinderbuchautor Mexikos ist. Wer kennt nicht Una semana en Lugano (Eine Woche in Lugano) oder La peor señora del mundo (Die schrecklichste Frau der Welt). Unbedingt lesen sollte man auch die Kinderbücher von Roal Dahl wie Mathilda, Charly und die Schokoladenfabrik und viele viele mehr.
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Für die älteren Kinder, die Jugendlichen sind Autoren wie Philip Pullman mit seiner Serie His Dark Materials, Laura Gallego mit Die Memoiren Idhuns, Divergent von Veronica Roth oder auch Die Hungerspiele von Suzanne Collins ein Muss.
Hans Christian Andersen – sein Leben und seine Wunderlichkeiten
Hans Christian Andersen ist am 2. April 1805 in Odense, Fünen, damals das Königreich Dänemark-Norwegen geboren. Seine Märchen sind in mehr als 125 Sprachen übersetzt worden und haben vielen bekannten Ballett- und Theaterstücken sowie auch Filmen Paten gestanden. So haben seine Märchen zum Beispiel Werke wie Die kleine Meerjungfrau, Der Zinnsoldat, Das hässliche Entlein, Das tapfere Schneiderlein oder Die Schneekönigin inspiriert und diesen einen festen Platz in unseren Herzen geschaffen.
Hans Christian war eher hässlich als schön, unbeholfen mit seltsamen Manieren, die Viele einlud, sich über ihn lustig zu machen. Das war vielleicht auch der Grund, warum sein erstes Märchen Das hässliche Entlein war, in dem er Vieles Selbsterlebte verarbeitete. Allerdings hat sich Hans Christian nie in einen Schwan verwandelt, selbst nicht, als der Königliche Hof seine Geschichten las und hörte.
Andersen ist durch seine liebenswerten Märchen bekannt geworden, die er zwischen 1835 und 1872 veröffentlichte. Die Grundlagen zu seinen Märchen hat er in Volkserzählungen gefunden, in Mythen aus Deutschland, aber auch Griechenland, sicherlich hat er auch persönliche Erfahrungen darin verarbeitet. Tatsächlich hat er 168 Märchen erschaffen, alle mit Hauptfiguren aus dem täglichen Leben, aber auch mythische Helden, Tiere und sogar animierte Gegenstände, wie zum Beispiel Die Kette, Der kleine und der große Klaus, Die wilden Schwäne oder auch Der Schweinehirt. Andere Themen wie Ole Luköje und Der Elfenhügel sind Legenden entnommen; und wiederum andere wie Des Kaisers neue Kleider stammen aus anderen literarischen Quellen.
Andersen verfügte über eine kraftvolle Phantasie, mit der er sogar einfachen Gegenständen Leben einhauchte und sie zu seinen Hauptfiguren in den Märchen machte. So wie das der Fall bei Der kleine Zinnsoldat, Die Windmühle, Der alte Leuchtturm oder Die Kette ist. Er hat auch Pflanzen und Tieren Platz in seinen Märchen eingeräumt und sie zu seinen Hauptfiguren gemacht: Die Nachtigall, Der Frosch, Das hässliche Entlein, Der Schmetterling, Die Margerite, Der Tannenbaum oder Der letzte Traum der alten Steineiche. Und natürlich sind da auch die lebendigen Hauptfiguren, Menschen wie du und ich, Der kleine Däumling oder Das tapfere Schneiderlein.
Man erzählt sich noch heute, dass Andersen physisch wenig ansprechend war. William Bloch, dänischer Schriftsteller und Theaterregisseur, beschrieb ihn wie folgt: “Seine Beine und Arme sind zu lang und dürr und jenseits jeder Proportion; seine Hände sind breit und platt und seine Füße sind so groß, das keiner auch nur im Traum daran denken würde, ihm die Stiefel zu stehlen. Seine Nase ist, sagen wir mal, ganz im römischen Stil gewachsen, aber so unverhältnismäßig lang und groß, dass diese das ganze Gesicht bestimmt. Wenn man sich von ihm verabschiedet, bleibt einem vor allem die Nase in Erinnerung.”
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