Revista bilingüe mitt Zweisprachiges Magazin Fundada como Mitteilungsblatt en 1932

Noviembre 2021 / No. 710   Mitt

Die deutschen Weine sind im Kommen

Der Wein ist das Zivilisierteste der Welt!

Ernest Hemingway

Wenn wir das Thema Wein anschneiden, dann kommen uns Trauben von Gedanken in den Sinn. Der erste Gedanke ist der des Zusammenseins: der Genuss eines guten Weines in guter Gesellschaft, so zumindest drücken es Viele aus.

Es passiert auch oft, dass wir mit einem Glas Wein in der Hand: die Geschichte des Weins erzählen, Weingüter beschreiben, Marken nennen, Traditionen und neue Herstellungsformen kommentieren; wir erzählen und sprechen von den vielen Ländern und Kulturen, die sich Zeit und Muse nehmen, den Wein zu kultivieren und ihn zu vermarkten. Wir sprechen von der Vielzahl der Weinsorten, der Anbaugebiete, vom Klima und den Jahreszeiten, von der Bodenbeschaffenheit, der Weinlese und den Preisen… Es ist ein nicht endendes Gespräch, und doch immer angenehm, Aromen, Geschmäcker und Farben dieser besonderen Gaumenfreude heraufbeschwörend. 

 

Den archäologischen Befunden folgend, ist das erste Erscheinen des Weins im heutigen Iran, der Türkei, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Armenien etc. auszumachen, und alle diese Länder und Regionen, außer Armenien, leben im Glauben des Islams und sind daher dem Alkohol abgeneigt und trinken keinen Wein. 

 

In Deutschland sind die ersten Weinanbaugebiete in den Regionen des Rheins und der Mosel unter dem römischen Kultureinfluss entstanden. Im Mittelalter übernahmen die Klöster den Anbau des Weins, verbesserten die Rebsorten, Herstellungsprozesse und die Lagerung. Es waren die Benediktiner und die Zisterzienser, die ihr Wissen um den Weinanbau weitergaben.

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Nach Karl dem Großen hinterließ auch der Adel seine Spuren auf zahlreichen Weingütern, von denen viele noch heute existieren. In den damaligen deutschen Ländern lebten die großen Konsumenten des Weins, der ihr Lieblingsgetränk darstellte, selbst noch vor dem Bier. Die weiten Zerstörungen des Dreißigjährigen-Krieges (1618-1648) betrafen fast alle großen Weinanbaugebiete dieser Zeit. Bei ihrem Wiederaufbau gewann vor allem die Traube des Rieslings eine wichtige Bedeutung, die ideal unter den Klimaverhältnissen gedieh. Der Riesling, der vor allem durch die Bischöfe und Äbte seine Verbreitung fand und seine größte Ausdehnung im 18. Jahrhundert erfuhr.

 

Übrigens ist die weiße Traube die weitverbreitetste, mit 80%, auf den deutschen Weingütern. Eine andere wichtige Traube ist die Müller-Thurgau, eine Kreuzung aus der Riesling Traube von geringerer Qualität. Weitere wichtige Trauben sind die Ruländer, Pinot Blanc, Gewürztraminer und die Sylvaner. Unter den roten Trauben, die in Deutschland weit weniger bedeutsam sind, sind die Trauben Spätburgunder (Pinot Noir), Lemberger und Dornfelder.

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Es ist wichtig zu wissen, dass der Rhein und seine Nebenflüsse den Transport des Weins erlaubten und dieser deshalb bis in den Norden Europas gelangte. Diese Transportroute verband die 11 wichtigsten Anbaugebiete im Westen des alten Deutschlands. Die Weinanbaugebiete befinden sich soweit nördlich, wie es die Entwicklung und das Wachstum der Trauben erlaubt. Tatsächlich ist Deutschland die nördlichste Region, die geeignet ist für den Weinanbau. Die Mehrheit der Weingüter befinden sich im Westen und Süden des Landes, den großen Flusstälern folgend.

 

Die ergiebigsten Hänge sind die sonnigsten und in Flussnähe gelegenen, die ein besonderes Mikroklima bieten, das eine gleichmäßige Wärme und Temperatur garantiert, die wiederum die Grundlage für einen günstigen Reifeprozess sind. Die berühmtesten Anbauregionen liegen den Rhein entlang, in der Moselregion, an der Nahe, am Neckar und am Main, an dessen Hängen der Wein angebaut wird soweit das Auge reicht.

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Das Gütesiegel der deutschen Weine wird an ihren Zuckerrückständen gemessen. Die Unterschiede der deutschen Weine liegen in eben diesem Punkt: Wie viel Zucker behält der Wein zurück? Und das wiederum hängt von dem Herstellungsprozess ab. Der Produktionsschritt der Chaptalisierung (auf den französischen Chemiker Jean-Antoine Chaptal zurückgehend), der die Anreicherung des Mostes mit Zucker beschreibt, um den Alkoholgehalt des Weines zu erhöhen, ist umstritten, denn eine erhöhte Zuckerkonzentration lässt sich auch auf natürlichem Weg erreichen. In diesen Zusammenhang sollte man auf den Begriff des Prädikatsweins achten, der den Weinen eine höhere Qualität zuspricht. Prädikatsweine sind also Weine, die natürliche Zuckerrückstände vorweisen, die von der Traube selbst ausgehen. Diese Bezeichnung der Weine wird vom deutschen Weinverband, dem Verband Deutscher Prädikatsweingüter verteidigt und vergeben, und garantiert somit die Qualität der Weine.

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